Warum flexibel?

 

Der Mensch besattelt Pferde seit tausenden von Jahren und in dieser Zeit wurde so ziemlich alles ausprobiert was die Menschen für sinnvoll hielten, um das Gewicht möglichst gut auf den Pferderücken zu verteilen. Seit langer Zeit hat sich der konventionelle Holz-Stahlfederbaum etabliert.

 

Überlegen wir aber mal zurück – was hat sich in den letzten 20-40 Jahren in der Reiterei alles verändert? Nach dem Krieg änderten sich nicht nur die Beweggründe ein Pferd zu halten (vom Nutz- zum Haustier), sondern vor allem auch der Pferdetyp hat sich gewandelt. Mittlerweile reiten die Menschen in unseren Breitengraden glücklicherweise nur noch zu ihrer Freude (und im besten Fall auch zu der des Pferdes....). Verbrachte man vor noch einigen Jahrzehnten täglich mehrere Stunden im Sattel auf einem bestimmten Typ Reitpferd, sind es heute im Durchschnitt nur noch wenige Minuten auf ganz verschiedenen Pferdetypen. Vom Isländer über den Spanier, Warmblüter, Tinker, Haflinger, Vollblüter... und allen erdenklichen Mischungen daraus findet sich heute in den Ställen ein buntes Potpourri an Pferdetypen. Die Pferde werden generell immer kürzer, immer beweglicher, die Reiter(hintern) eher immer grösser.... Oft funktioniert das Konzept, Pferd und Reiter auf einer möglichst grossen Auflagefläche in Einklang zu bringen nicht mehr.


Dazu kommt, dass die meisten Freizeitreiter kaum in der Lage sind, ihre Pferde gleichbleibend gut zu trainieren. Das Grasbäuchlein ist schnell angefressen, die Auszeit für das Pony schnell ungeahnt länger geworden als geplant, weil es gerade stressig im Job ist oder die kalten Wintertage doch lieber auf dem Sofa verbracht wurden. Und wo ist jetzt das super fitte Pony von vor drei Wochen nochmal hin? Schnell passt der Sattel nicht mehr, denn eine starre Konstruktion wurde nunmal zu einer bestimmten Momentaufnahme angepasst. Veränderbar sind diese starren Systeme leider nicht und so passt der teure Masssattel von vor drei Monaten am Ende dann vielleicht überhaupt nicht mehr auf das Pony.


Mit einem flexiblen System, also einem Sattelbaum der entweder mehr beweglich und sehr gut veränderbar (Kunststoff) ist oder aus Schichten verschiedener flexibler Materialien (zB Leder, Carbon, Filz, etc.) besteht, hat man die Möglichkeit, individuell und schnell auf körperliche Veränderungen des Pferdes zu reagieren. Das Pferd hat die Möglichkeit, sich unter diesem Sattel frei zu bewegen ohne dass es durch starre Formen eingeengt wird.
 

Die Sache mit der Druckverteilung


Es ist absolut klar, dass ein baumloser oder Lederbaumsattel das Reitergewicht nicht in dem Masse gleichmässig auf dem Pferd verteilen kann wie ein fester Baum. Die Frage ist – wie viel Schutz braucht mein Pferd? Studien zufolge beginnt Gewebe ab ca. 3 N/m2 über einen Zeitraum länger als 45 Minuten Schaden zu nehmen. Besonders schlimm sind hier sog. Druckspitzen, die gerne vor allem dann entstehen, wenn starre Teile (Kopfeisen, nicht passende Sattelbäume, harte Polsterungen, aber auch Steigbügelaufhängungen etc.) Druck auf das Gewebe ausüben, weil sie nicht optimal zu den anatomischen Anforderungen des Pferdes passen. Viele Pferde laufen zufriedener unter einem flexiblen Sattelbaum, der den Druck gleichmässig auf eine im Vergleich kleinere Fläche verteilt, als unter einem starren Sattelbaum, welcher - aus welchen Gründen auch immer - nicht optimal passt und nicht selten spätestens unter Bewegungsdynamik mit der Anpassungsfähigkeit an seine Grenze kommt (und somit unter Umständen Druckspitzen generiert).

 

Nichtsdestotrotz: Auch ein baumloser oder flexibler Sattel muss (wie jeder andere Sattel auch) regelmässig kontrolliert und angepasst werden!


Es hängt also nebst Trainingszustand des Pferdes, Vermögen des Reiters massgeblich davon ab, wie lange ich Belastung auf den Pferderücken bringe. Ist mein Pferd überhaupt in der Lage, mich über diesen Zeitraum gesund zu tragen (siehe auch: Gedanken zur Sattelanpassung)? Wichtig ist, die Wirbelsäule des Pferdes zu schützen. Daher gehören zu einem baumlosen / flexiblen System unbedingt und immer eine gute Unterlage mit Einlagen, welche die Druckverteilung nochmals verbessert und individualisiert.


It depends on.... Es gibt keine schlechten Sättel, nur Sättel, die nicht zum jeweiligen Pferd-Reiterpaar und Einsatzweck passen.