Der Trick mit der Möhre...

über Lob und Motivation in der Pferdeausbildung

Motivation und Lernverhalten:

 

Ein besonderes Anliegen ist es mir, dass unsere Pferde gerne mitarbeiten. Was mir oft auffällt, dass Reiter ihren Pferden zwar vermitteln was sie  NICHT wollen oder was die Pferde falsch gemacht haben, hingegen werden richtige Reaktionen oft einfach «zur Kenntnis genommen». Das Feedback ans Pferd fehlt. Dies ist natürlich nicht sonderlich motivierend. Stellt euch einmal vor, eurer Chef weist euch nur auf eure Fehler hin, sagt euch hingegen aber nie, wenn er mit euren Leistungen zufrieden ist. Ihr werdet euch wahrscheinlich relativ schnell über die fehlende Wertschätzung beklagen.

Für mich ist es sehr wichtig, dass die Pferde wissen, dass wir mit ihren Leistungen zufrieden sind und sie ihre Sache gut machen. Wichtig ist auch, dass das Lob authentisch und echt ist.

 

 

Arbeit mit (Futter-)Lob:

 

Die Arbeit mit Futterlob ist in der Reiterwelt noch immer (m.E. völlig zu Unrecht) sehr umstritten. Dabei muss man sich vor Augen führen, dass Pferde von Natur aus nur wenige primäre Verstärker (natürliche Bedürfnisse) haben:

 

Futter

Sicherheit

Sozialkontakt und Fortpflanzung

 

Zwar können Pferde lernen, unsere Emotionen zu deuten, insbesondere freuen sich viele Pferde über ein überschwängliches, akustisches Lob oder können sogar lernen, dass «Halsklopfen» bedeutet, dass der Mensch etwas honoriert. Jedoch ist Futter ein natürlicher, primärer Verstärker in der Welt des Pferdes.

 

Mit den richtigen Spielregeln, ist Futter eine starke und effektive Möglichkeit, den Pferden zu sagen, dass sie etwas gut gemacht haben.

 

Das A und O (und das wird von den meisten Menschen nicht konsequent genug geübt, weshalb diese Futterlob anschliessend verteufeln, da ihr Pferd aufdringlich wird!) ist die Futtererziehung. Das Pferd bekommt nicht «hier und da» mal ein Leckerchen, sondern es soll lernen, dass Leckerlis nur auf ein bestimmtes Markersignal (Clicker oder akustisches Signal, ggf. auch Wort) und ausserhalb des menschlichen Raums (das Leckerli kommt zum Pferd und wird nicht abgeholt) erfolgen. Es gibt verschiedene Höflichkeitsübungen für den Anfang, die die Spielregeln im Umgang mit Futter etablieren. Damit vermeiden wir auch, dass die Pferde ungestüm, bettelig und hapsig werden. Denn genau wie bei allen anderen Trainingsmethoden auch, werden unerwünschte Verhaltensweisen durch den Menschen hervorgerufen, indem dieser nicht konsequent genug ist oder unachtsam vorgeht.

 

Sind die Spielregeln einmal klar, hat man ein wunderbares Instrument, um den Pferden punktgenau («Das was Du in GENAU DEM Moment gemacht hast, war richtig») zu vermitteln, dass sie etwas gut gemacht haben. Das Wichtigste nach der Futtererziehung ist: ein sehr gutes Timing! Auch hier liegt es wiederum am Menschen, sein Werkzeug präzise einzusetzen. Markert man den falschen Moment eines Verhaltens, wird man genau diesen falschen Moment genauso schnell etablieren wie ein erwünschtes Verhalten.

 

Ich empfehle an dieser Stelle gerne umfassende Literatur z.B. «Ehrlich Motiviert» von Sylvia Czarnecki, div. Bücher von Marlitt Wendt und Viviane Theby.

 

 

 

Letztlich ist gesagt, dass ich es nicht als absolutes MUSS ansehe, mit Futterlob zu arbeiten. Es ist bei richtiger Anwendung ein sehr gutes Werkzeug, die Motivation unserer Pferde zu bekommen und zu erhalten.

Jedoch empfinde ich es als elementar wichtig, dass der Mensch in jedem Fall für sein Pferd einen Weg findet, ihm Lob, Wertschätzung und ANerkennung zukommen zu lassen (zB akustisch, kraulen). Dieses Lob muss aber beim Pferd auch als solches ankommen, es muss sich also auch gelobt fühlen.